Tierische Nachrichten » Bewegung im Pferde-Preller-Prozess

Zeugin beschreibt Ex-Freund der Angeklagten als Lügner: Richter setzt auf weitere Anhörungen
Von Stefan Carl
Heide – Gestern, an ihrem 41. Geburtstag, hat eine Dithmarscherin erneut die Anklagebank gedrückt. Nach wie vor droht ihr eine fast vierjährige Haftstrafe. Sie soll Pferde, deren Halter ihr diese lediglich als Beistelltiere überlassen hatten, illegal weiterverkauft haben. Zum Auftakt der Berufungsverhandlung im Landgericht Itzehoe hatte sie vor 14 Tagen ihren Ex-Freund schwer belastet. Dieser blieb dem Prozess erneut fern, doch scheint er eine größere Rolle zu spielen, als bislang bekannt geworden ist.
Vorgeworfen wird der Frau, zwischen Oktober 2007 und Januar 2009 in neun Fällen gewerbsmäßigen Betrug begangen zu haben. Geschädigt wurden zehn Pferdehalter, die insgesamt elf Tiere bei ihr abstellten.
Statt sich an die teils schriftlich getroffenen Vereinbarungen zu halten, wurden die Tiere verkauft – teils an Schlachter, teils an andere Pferdehalter.
Gestern sagten weitere sechs Zeugen vor dem Richter aus. Allesamt hatten sie Pferde abzugeben, fühlten sie sich von Anzeigen im Internet angesprochen und nahmen deshalb Kontakt zu der Angeklagten auf. Diese gab bei den verschiedenen Treffen die unterschiedlichsten Namen an, nur ihren tatsächlichen nicht.
Die Zeugen berichteten, dass die Angeklagte ihnen sympathisch erschien. Ihre Pferde wollten sie aus unterschiedlichen Gründen – nur eingeschränkt reitbar, Allergien und andere Krankheiten – an die Angeklagte abgeben. Diese hatte im Internet mit einer „rührenden Geschichte“, so eine Zeugin, nach einem Weidekumpel für ihr Pferd gesucht.
Nach einer gewissen Zeit war es keinem der Zeugen mehr möglich, mit der Angeklagten in Kontakt zu treten. Auf Mails, Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und vom Mobiltelefon verschickte Nachrichten gab es keine Antwort.
Die Angeklagte hatte zum Prozessauftakt vor zwei Wochen ihren damaligen Lebensgefährten schwer beschuldigt. Er sei die treibende Kraft der illegalen Pferdeverkäufe gewesen, habe ihr die Nutzung falscher Namen nahegelegt und sie unter Druck gesetzt. Das Geld aus den Verkäufen habe er dann verjubelt.
Der Ex-Freund fehlte gestern entschuldigt. Nach einer schweren Operation sei er zwar aus dem Krankenhaus entlassen, müsse sich aber noch schonen.
Der Richter befragte jeden Zeugen nach der Rolle, die der Mann bei den jeweiligen Treffen gespielt habe. Diese beschrieben ihn überwiegend als zurückhaltend. „Ich dachte, das wäre wie bei meinem Mann: Er toleriert die Pferdegeschichte seiner Frau, bringt ab und an mal ein paar Wurzeln vorbei, aber nicht mehr“, schilderte eine Zeugin ihren Eindruck.
Eine andere Frau beschrieb den Mann – der vor dem Amtsgericht Meldorf in einem Fall mitangeklagt, aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen worden war – dagegen als einen „Ar…“. „Er hat mich angelogen, mich verschaukelt, zugesagte Rückmeldungen nicht eingehalten und mir eine anzügliche SMS geschickt“, listete sie auf. Auf Nachfrage schränkte sie allerdings ein, dass man natürlich nicht wissen könne, wer eine Kurznachricht in ein Handy eingetippt habe.
So steht bislang nach wie vor nur fest, dass alle Verhandlungen und Vereinbarungen mit den Geschädigten von der Angeklagten geführt und getroffen wurden. Diese erwirkte mithilfe ihres Verteidigers die Anhörung weiterer Zeuginnen, von deren Aussagen sie sich offensichtlich Entlastung verspricht: Ihre Schwester und eine Frau, gegenüber der ihr Ex-Freund entlarvende Äußerungen über seine Rolle bei einem Pferdeverkauf gemacht haben soll.
Der Richter will zudem ehemalige Nachbarn der Angeklagten anhören. Diese haben laut Zeugen von einem regen Pferdehandel auf dem Hof der Angeklagten und ihres damaligen Partners berichtet.
Der Prozess wird am 21. September ab 9.30 Uhr im Landgericht Itzehoe fortgesetzt.